„Vielleicht“,

sagst du unvermittelt beim Abendessen, während du eine Gabel Salat zum Mund balancierst,
„vielleicht ist Bettina auch einfach ihr Künstlername. Du weißt schon, große Publicity, Schutz der Privatsphäre und so.“

Dabei wirfst du einen nachdenklichen Blick rüber zu dem Stoff-Lama, das es als Werbegeschenk einer Bank auf unerklärliche Weise zu uns an den Esstisch geschafft hat. Und während wir Risiken und Nebenwirkungen abwägen, beäugt es neugierig unser Abendessen und mir scheint fast, als hätte es eben kurz gezwinkert.

Eigentlich ist das Lama überhaupt kein Lama, sondern ein Alpaka, und es heißt eigentlich Hildegard. Für dich war sie jedoch vom ersten Blick an eine Bettina, und seit sie einmal auf deinem Übungsverstärker saß, ist sie halt jetzt auch in einer Band.

Es ist diese Selbstverständlichkeit, mit der wir beim Abendessen zwischen den Gesprächen über tropfende Wasserhähne, anstehende Rechnungen und der nächsten Familienfeier über den Künstlernamen eines 15cm großen Stofftieres diskutieren, die mir immer wieder dieses wunderbar-warme Gefühl gibt, das in der Magengegend startet, leicht das Herz umkreist und sich schließlich in einem Lächeln im Gesicht entlädt.

„Von mir aus“, nicke ich abschließend, proste Hildegard – oder ist es gerade Bettina? – mit meinem Weinglas zu und widerstehe der Versuchung, ihr ebenfalls eines hinzustellen.

© D. Neu