„Du musst den Sommer sammeln!“

Das waren deine Worte, während sich das Sonnenlicht in deinen tropfnassen Haaren verfing, abends am See, eingefangen und mitgehangen, das Bier in deiner Hand, in der anderen eine ganze Welt. Voller Möglichkeiten. Leicht war dein Lächeln, frei dein Herz, der Sommer stand dir gut.

Du hast sie alle gesammelt, diese Sommer-Momente, die wie frisches Erdbeereis auf der Zunge zergehen, und deren Erinnerung manchmal zartbitter schmeckt, als hätte man sie noch ein bisschen mehr genießen können.

Vor allem jetzt, im Winter.

Einem Winter, viel länger als der Sommer in Erinnerung, dunkel wie das Schokoladeneis, das du noch nie mochtest, in unserem Eisladen, der nicht mehr aufmachen wird, sollte der nächste Sommer je kommen.

Du konntest ihn immer riechen, den Frühling, selbst im tiefsten Winter. Dein gesammelter Sommer hat dich durch das Dunkel getragen, deine Sinne beflügelt, und dein Aushalten in ein Durchhalten verwandelt.

„Sie kommt wieder, die Zeit für Erdbeereis.“

Das waren deine Worte, in jedem Winter, nur nicht in diesem. Dieser Winter, viel länger als der vergangene Sommer, der erste Winter, durch den dich dein gesammelter Sommer nicht getragen hat.

Dein letzter Winter.

Eiskalter Wind pfeift mir um die Ohren, ich ziehe meinen Kapuzenpullover tiefer in die Stirn, die Schultern hoch und die Schublade auf. Die mit all den Erinnerungen an den Sommer.

Wir treffen uns jetzt immer hier, du bist da und eigentlich fort, du bist still und ich erzähle. Von den Sommern, die ich gesammelt habe, die Sommer mit dir, deinen tropfnassen Haaren, dem Bier in der einen und der Welt in der anderen Hand.

Ob sie reichen werden?